Schulangst bzw. Schulphobie ist kompliziert!!
Erfahrungen, Gefühle, Glaubenssätze gekoppelt an die eigene Persönlichkeit, eigene Werte, eigene Grenzen, an Wechselbeziehungen und an die eigenen Resilienz.
Dieses Konstrukt liegt über einem schulängstlichen Kind wie ein verworrenes Netz, welches es zu "entknoten" gilt. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, das Netz komplett zu entfernen, sondern es zu entwirren...zu lösen.
Habt ihr schon mal die Erfahrung beim Stricken oder Häkeln, mit einem verknoteten Faden- oder Wollknäuel gemacht? Irgendwann geht es nicht weiter! Irgendwann stoppt der Faden. Man lehnt sich zurück, verrollt die Augen, ärgert sich kurz und fängt an den Knäuel zu entwirren. Meist mit schlechter Laune. Oft hilft es dann nur noch den kompletten Knäuel behutsam auseinander zu ziehen und alle Knoten säuberlich zu lösen. Manchmal muss man alles auflösen und die Fäden dann am Ende wieder akkurat zusammenwickeln, damit man wieder weiter stricken kann.
So ist das auch mit der Schulangst. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem es nicht weitergeht. Wenn ein Kind vor der Schule steht und es keine Möglichkeit sieht hinein zu gehen. Das ist wie der Faden, der stoppt. Dann bringt es auch nichts daran zu ziehen - nein, im Gegenteil. Das macht die Situation nur noch "fester".
Erleben wir diese Situation z.B. beim Stricken, ärgern wir uns und fangen an, an dem Wollknäuel rum zu ziehen und versuchen die Stelle zu finden, die blockiert. Manche Menschen ärgern sich so sehr über den Zustand des Wollknäuel, dass sie ihn mit voller Wucht in die Ecke schmeißen und es einfach sein lassen. Es scheint aussichtslos zu sein. Wenn der Aufwand für das Ergebnis zu groß erscheint, verlässt uns gerne die Geduld und die Motivation. Dann scheitert das Projekt eben bereits beim ersten verknoteten Wollknäuel.
Hast du aber das Ziel vor Augen.. siehst du dich evtl. schon mit dem neuen, selbstgestrickten Schal durch die Straßen laufen, dann nimmst du auch diese Anstrengung des Endknotens in Kauf.
Die Frage nach dem Ziel und dem Aufwand stellen sich die Kinder auch. Wie wichtig ist es dem Kind wieder "gesund" in die Schule zu gehen? Sieht sich das Kind, wie es mit guten Gefühlen, angstfrei, irgendwann wieder in die Schule geht oder ist das für das Kind zu abwegig? Viele Kinder glauben in Zeiten von Schulangst, dass sie es nie wieder schaffen und schmeißen den Wollknäuel bildlich in die Ecke.
Blöd nur, dass der Knäuel bei dieser Sache nicht einfach in der Ecke liegen bleiben darf. Es muss seinen "Schal" fertiggestrickt haben. Schließlich laufen doch alle Kinder mit Schal rum. Und das führt zu Wut und Abweisung des Selbst.
Nun befinden wir uns ganz tief drin...im Dilemma.
Wichtig: Kinder können ihre Knoten lösen, in dem sie Zeit bekommen. Sie müssen sich ihre Verstrickung in Ruhe betrachten und verstehen können. Und dann sollten sie langsam anfangen die Knoten zu lösen. Stück für Stück... an den einzelnen Fäden ziehen.
Nicht jeder Faden, den das Kind zieht, wird der richtige sein. Manches macht es noch schlimmer. Aber mit Geduld und vor allem mit der Zuversicht, dass man das Knäuel entwirren kann, klappt es auch. Und hier benötigen die Kinder Hilfe von uns Eltern, Lehrpersonen und Therapeuten/*Innen. Und wenn nötig, helfen wir Ihnen. Womöglich sind einige von uns ganz tolle "Entknotungskünstler", da wir selbst unsere Knoten gelöst haben.
Manchmal ist aber der Knoten zu fest. Da kann in der Tat nichts mehr helfen.
Aber auch hierfür gibt es eine Lösung. Der magische Knoten!
In manchen Situationen hilft eben nur die Schere. Es gilt das Thema/den Zustand/das weitere verworrene Netz einfach abzuschneiden. Ja, dass kann in manchen Umständen der richtige Weg sein, um die Zuversicht auf das Ziel zu erlangen. Um schneller "entwirrt" zu sein. Um den eigenen Glauben an das "Gesund werden" wieder zu erhalten.
Im übertragenen Sinne spiele ich mit dem magischen Knoten/ dem Abschneiden von Altem, hier auf Schulwechsel und Klinikaufenthalte an.
Der magische Knoten ist ein Trick aus der Strickkunst, bei dem man zwei abgeschnittene Fäden wieder miteinander verbindet, ohne dass man von außen die Bruchstelle sieht.
Man bildet mit Absicht zwei besondere Knoten um die beiden Fadenenden, die im ersten Moment alles wieder komplizierter erscheinen lassen. Aber wenn man dann an den Enden zieht, rutschen die Knoten so fest zusammen, dass auch der Faden wieder ganz erscheint und dem schönen Schal nichts mehr im Wege steht.
Der magische Knoten führt am Ende also zu dem, gut gewickelten Knäuel (des Lebens). Wir knüpfen am alten Ende an und verbinden ihn mit einem neuen Weg, ganz ohne Angst.
Helfen wir den Kindern nicht den Mut zu verlieren. Unterstützen wir sie beim Lösen ihrer Knoten oder reichen Ihnen im richtigen Moment die Schere und schenken ihnen dann den Trick des magischen Knoten.
Eure Philippina.
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