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Wenn am Schultor die Tränen fließen! 14 Tipps bei Trennungsangst bei Schulkindern



„Mama, ich habe solche Kopfschmerzen. Ich kann heute nicht zur Schule!“ –„ Schon wieder? Das ist diese Woche schon das dritte Mal!!“

Für viele Kinder und sogar Jugendlichen ist die Trennungssituation am frühen Morgen vor der Schule mit vielen Tränen und großem Herzschmerz verbunden. Einige drückt der anstehende Schulbesuch so sehr auf den Magen, dass sie sich sogar übergeben müssen. Andere wiederum suchen sich immer wieder kreative Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen.




Kommt dir das bekannt vor?


Heute schenke ich dir 14 wertvolle Tipps und Tricks für den Umgang mit trennungsängstlichen Schülerinnen und Schüler!


Es gibt einige Kinder und Jugendliche, die sich mit dem Schulbesuch schwer tun. Die Reaktionen am Schultor oder sogar noch zu Hause, beim Verlassen der Wohnung, sind durchaus mit klassischen Panikreaktionen und großen Angstzuständen gleichzusetzen. Während sich ein paar , vor allem kleinere Schulkinder, ganz fest an ihre Bezugsperson klammern, können andere ihre Emotionen ganz gut verbergen aber suchen stets die Flucht in Form von „Vorgeben krank zu sein“ oder lassen sich frühzeitig wieder abholen.


Neben den Tränen gibt es auch Trennungsangstkinder, die sogar vor Panik wie gelähmt erscheinen oder andere, die sich wie Kleinkinder auf den Boden werfen und schreien.


Woran liegt es also, dass eine Trennung solche starken Reaktionen hervorruft?


Die Trennungsangst ist eine sehr starke Angst, von den Bezugspersonen getrennt zu sein. Gerade im ersten Lebensjahr ist diese Angst, die uns unter dem Begriff „Fremdeln“ bekannt ist, natürlich und sinnvoll. Kleine Kinder brauchen in den ersten Monaten und Jahren ihre Bezugspersonen um zu (über)leben. Trennungsängste zählen also in gewissen Altersstufen zur normalen Entwicklung.


Im weiteren Verlauf, vor allem im Kindergartenalter zählt die Trennungsangst zu den normalen Kinderängsten, die sich mit der Zeit auch verlieren. Häufig tritt sie zu Beginn der Kindergartenzeit (in der „Bringsituation“) auf und vergeht dann oft nach wenigen Wochen, dann wenn die Kinder gelernt haben, dass sie in der Situation Kindergarten „sicher“ sind.



Immer wieder blüht diese Angst auch bei Schuleintritt wieder auf. Eine neue Umgebung, neue Personen und die vielen neuen „Erwartungen“ an das Schulkind, lässt die Unsicherheit wachsen. Einige Schulkinder „verfallen“ demnach wieder in die Kleinkind-Trennungsangst und suchen Schutz im familiären System. Diese Suche nach Schutz verringert sich, sobald das Kind spürt auch in der neuen Umgebung gut aufgefangen zu sein.


Hier ist es besonders wichtig, dem Kind mit Geduld zu begegnen und Möglichkeiten zu schaffen Sicherheiten zu erlangen. Du kannst dein Kind unterstützen, indem du z.B. das „Freunde finden“ unterstützt, gut über Lehrpersonen und die Schule im Gesamten sprichst. Sorge dafür, dass das Kind den Schulweg sicher und gut kennt und weiß, wie es im Notfall Kontakt zu dir bekommt, z.B. Telefonnummer im Mäppchen, Weg zum Sekretariat erklären.


Die morgendlichen Trennungssituationen werden in dem Falle nach und nach entspannter. Je souveräner du mit der morgendlichen Situation umgehst, desto mehr Sicherheit schenkst du deinem Kind.


Wichtig: Ist die Angst bei etwas „schulischen“ begründet, so empfehle ich dir meinen Blogbeitrag: „Wenn Kinder Angst vor der Schule haben – 10 Tipps für Eltern im Umgang mit der Schulangst“




Wann ist Trennungsangst zu groß oder zu viel?

Trennungsängste können in der weiteren Entwicklung ganz unterschiedlich entstehen. In manchen Fällen lässt sich die große Angst auf ein "Verlusttrauma" oder eine unsichere Beziehung zu Elternteilen zurückführen. Trennungsangst kann sich zu einer emotionalen Störung entwickeln. Kinder, die über das Kindergartenalter hinaus immer wieder starke Trennungsreaktionen zeigen, sind häufig von einer Trennungsangsterkrankung betroffen. Die Trennungsangsterkrankung kann durch belastende Lebensereignisse, wie den Tod eines Verwandten, Freundes oder Haustiers, Umzug oder Schulwechsel, ausgelöst werden. Außerdem können Angstgefühle erblich veranlagt sein.


Eine Trennungsangsterkrankung zeichnet sich durch starke Reaktionen wie Weinen, Flehen, Klammern und auch Schreien in Verabschiedungssituationen aus. Sobald die Bezugsperson weg ist, denken sie ausschließlich an deren Wiederkehr. Kinder und Jugendliche mit Trennungsangststörung haben Angst, dass während der Trennung der Bezugsperson etwas passiert (Unfall, Tod), dass ihnen etwas passiert, dass es zu Situationen kommt, die es nicht alleine meistern kann, dass sie vergessen werden oder dass sie zu Hause etwas verpassen. (Kontrollverlust).


Stellst du bei deinem Kind eine solche starke Reaktion fest, die 1. für das Alter untypisch ist, 2. sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und 3. In der Intensität nicht der Situation angemessen erscheint, darfst du ärztliche Beratung heranziehen.

DENN: Je früher eine Trennungsangststörung behandelt wird, desto schneller und einfacher kann deinem Kind geholfen werden.



Schulphobie – Wenn Schule zur Schauplatz wird

Kinder und Jugendliche mit einer Schulphobie haben Angst die Schule zu besuchen, obwohl kein objektiver Grund vorliegt.

Die Schulphobie tarnt sich als eine Schulangst, basiert aber auf einer Trennungsangst. Trennungsängste können zur Schulvermeidung führen. Diese Auswirkung nennt man Schulphobie.

In einigen Fällen von Schulphobie, vermehrt bei Jugendlichen zu beobachten, steht die schulische Situation stellvertretend für eine Situation zu Hause. Ein Thema wird also auf den Ort Schule projiziert. In vielen Fällen können die Betroffenen das aber gar nicht wirklich in Worte fassen. Das ist typisch für eine „Schulphobie“.



Bei der Schulphobie wird als Angstursache die Schule also fälschlich beschuldigt. Schulphobien treten häufig bei durchschnittlich oder überdurchschnittlich begabten Kindern, die keine Leistungsdefizite aufzeigen, auf. Auffällig ist jedoch, dass bereits sehr früh, zumeist im Kindergartenalter, auffällige Trennungsangst zur Mutter vorliegt. Dahinter steht die Angst von der Mutter verlassen zu werden. Oftmals signalisieren auch "unbewusst" Mütter im Gegenzug ähnliche Trennungsängste gegenüber dem Kind.


Bei der Schulphobie ist die Ursache eine Trennungsangst, da sie z.B. den inneren Auftrag verspüren ihre Familie zu Hause „beschützen“ zu wollen. Manche Kinder sind dann für mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre der Schule fern, wenn nicht mit einer passenden Therapie entgegen gewirkt wird. Einige der betroffenen Kinder flüchten gar auf dem Weg zur Schule und rennen wieder nach Hause, um z.B. bei der Mutter zu sein. Manchmal weigern sich schulphobische Kinder sogar das Haus überhaupt zu verlassen. Sie Kinder können aber oft nicht sagen, wovor sie sich fürchten.





Ursache kann demnach eine familiäre Konfliktsituation sein. Demnach muss eine Anpassungsarbeit geleistet werden zwischen den Gegebenheiten zu Hause und denen in der Schule.

Wenn sich eine Trennungsangst auf das Schulsystem überträgt, bedeutet dies großer Stress und das meist für die ganze Familie. Das Kind empfindet eine sehr große Angst. Das darf das Umfeld dabei nicht vergessen. Es sind die gleichen Symptome wie bei einer Schulangst zu erkennen. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Nervosität, Konzentrationsstörungen, Einschlafstörungen bis hin zu Panikanfällen. Ist die Schulphobie stark ausgeprägt, so wehrt sich das Kind vehement gegen den Schulbesuch und versucht alle emotionalen Mittel dafür einzusetzen.


Anzeichen einer Schulphobie:

  • Somatische Beschwerden wie Bauchweh, Übelkeit, Kopfschmerzen etc. Zeitpunkte des Auftretens dieser Beschwerden sind am Morgen oder bereits in den Abendstunden und das Fehlen der Symptome an Wochenenden und in Ferienzeiten.

  • Schulbesuch oft nach Wochenenden am schwierigsten

  • Alpträume mit Trennungsthemen starke Emotionen beim Verabschieden

  • Folgt (auch zu Hause) auf Schritt und Tritt Kann ohne Bezugsperson nicht ein-/durchschlafen

  • Mag nicht wo anders übernachten

  • Lässt sich oft von der Schule wegen Unwohlsein entlassen

Wenn Schulphobie zur Schulverweigerung führt: Das voranginge Ziel ist die zügige Wiederaufnahme des Schulbesuchs. Eine Krankschreibung aufgrund somatischer Beschwerden verschlimmert die Meidung der Schule.


Kommen wir zu meinen BEST PRACTICES, die ich mit Dir teilen will: In dieser Liste findest Du eine Sammlung von Ideen, Hilfestellungen und Maßnahmen, die ganz einfach unter Deiner Anleitung umgesetzt werden können. Einige Vorschläge sind Kleinigkeiten, die aber durchaus einen sehr großen Effekt haben! Nicht jeder Tipp ist der richtige für DEIN Kind oder für DICH. Daher nehme nur das an, welches Dich anspricht.


Hier sind 14 Tipps im Umgang mit schulängstlichen Kindern


1. Suche das Gespräch mit deinem Kind:

Wenn Du aufgrund Deiner Beobachtungen das Gefühl hast, dein Kind könnte unter Trennungsangst/Schulphobie leiden, ist es in erster Linie wichtig deinem Kind die Möglichkeit zu bieten sich zu öffnen. Zeige hierbei, dass du seine Ängste ernst nimmst und hinter ihm stehst. ​Es ist hierbei besonders wichtig Verständnis und Akzeptanz für Trennungsängste zu zeigen, da dein Kind womöglich selbst schon einschätzen kann, dass dies für das Alter untypisch ist und sich schämt. Bei Grundschulkindern helfen dabei auch Bücher wie zum Beispiel „Die Kleine Eule Luna“, um das Gespräch ins Rollen zu bekommen.


2.Bewahre Ruhe und schenke damit Sicherheit:

Sicherlich hat die anstrengende Situation morgens einen Einfluss auf euer Familienleben. Wenn Kinder leiden, leiden wir Eltern natürlich mit. Du unterstützt dein Kind mit der richtigen Portion Ruhe und Souveränität! Auch wenn es dir schwer fällt. Dein Kind benötigt Dich als sicheren Hafen. Du bist an der Stelle Vorbild denn es schaut sich ab, wie du mit der Situation umgehen wirst. Daher gehe mit Ruhe an die Sache und strahle Sicherheit aus.


3. Dramatisiere die Situation nicht!

Mache die morgendliche Situation nicht zum Hauptthema zu Hause! Natürlich darfst Du es auch nicht einfach abwinken. Das richtige Maß kannst dabei nur du finden. Keiner kennt dein Kind so gut wie du. Schenke Aufmerksamkeit, wenn es diese benötigt. Sucht nach Lösungen, wenn es dazu bereit ist, mit dir darüber zu sprechen. Aber findet auch Zeit im Familienalltag, in der die Trennungsangst nicht ständig „getriggert“ oder angesprochen wird. Sorge also für Angst-Pausen!

4. Suche dir professionelle Hilfe:

Es ist selten ein Thema, dass man alleine bewältigen kann. Daher nutze alle Angebote und Hilfestellungen, sofern sie sich für Dich richtig anfühlen. Gehe auf Lehrkräfte und/oder Schulsozialarbeiter/-innen zu. Sie können dich sicherlich gut beraten und dir evtl. an bestimmten Stellen sogar direkt helfen. Dein Hausarzt oder sogar die schulpsychologischen Beratungsstellen bei den Schulämtern helfen dir sicherlich auch sofort und unkompliziert weiter. Für die Behandlung der Trennungsangst bietet sich ambulante Verhaltenstherapie an. Diese umfasst die Aufklärung der Eltern über die Faktoren, die die Störung aufrechterhalten.


5. Habe Geduld!

Sei dir bewusst, dass die Angst eine lange Zeit gebraucht hat, um sich bemerkbar zu machen. Und sie wird eine gewisse Zeit brauchen, um zu verschwinden. Also ist auch Durchhaltevermögen und Geduld gefragt!


6. Verhelfe deinem Kind zu mehr innerer Stärke:

Neben der Ursachenbehebung hilft dem Kind ein begleitendes Coaching um Selbstbewusstsein, Resilienz und Stärke zurück zu gewinnen. Kinder und Jugendcoachs arbeiten ressourcenorientiert und verhelfen durch bestimmte Techniken Blockaden zu lösen. Belastende Situationen können so noch einmal besser verarbeitet und die Psyche entlastet werden. In der Regel dauert eine Behandlung zwischen 6-7 ambulanten Sitzungen.


7. Ein gutes Zeitmanagement nimmt den (Zeit)-Druck aus dem Morgen:

Plane Morgens viel Zeit ein. Auch wenn das bedeutet, dass du etwas früher aufstehen musst. Die Zeit vor der Schule sollte ganz ohne Zeitdruck erlebt werden. Vielleicht kannst du sogar etwas entspannte Musik nebenbei laufen lassen. Übernehme für die Atmosphäre am Morgen die Verantwortung. Sorge dafür, dass bereits am Vortag der Ranzen gepackt wird und auch die Kleiderfrage bereits geklärt ist. Damit baust du unnötigen Stress vor.

8. „Zuhause“ tanken:

Das Bindungssystem ist direkt nach dem Aufstehen intensiv zu nutzen. Mama-/Papa-Tanken! Plane vielleicht sogar noch etwas „Spiel- oder Kuschelzeit“ für dich und dein Kind ein oder nutze die Zeit für ein entspanntes Frühstück. Das gibt mehr Kraft für den Verabschiedungsprozess.


9. Symbole und Andenken mitgeben: Symbole haben für Kinder und Jugendliche eine ganz besondere Kraft. Sie wirken teilweise wie ein Pflaster auf einer Schürfwunde. Ein Kraftstein, der voll mit z.B. „Mama-Energie“ geladen ist, kann Wunder bewirken. Oder wie wäre es mit einem kleinen Foto fürs Mäppchen? Anderen hilft ein Schal mit einem speziellen Parfüm von Papa. Für Grundschulkinder kann es hilfreich sein, dass geliebte Stofftier einzupacken. Ein Herz auf die Hand von Mama und Kind gemalt, erinnert auch den Tag über den anderen. Es gibt einige Ideen um die Verbindung den Tag zu symbolisieren. Seid kreativ!


10. Notfallplan erstellen:

Kinder mit Trennungsangst fühlen sich oft sehr unsicher und neigen zu Katastrophendenken. „Was ist wenn…..?“. Hier helfen Rückversicherungen, um dem Kind mehr Sicherheit und Halt zu geben. Fertigt gemeinsam ein Notfallheftchen an. Darin sind alle wichtigen Telefonnummern enthalten, zudem kann ein Busfahrplan oder ein Straßenplan eingeklebt werden. Notfallheftchen für ältere Kindern dürfen etwas anders aussehen. Hier können z.B. Akut-Tipps aufgelistet werden, die beschreiben, wie Angst reguliert werden kann. Sollte die Angst aufsteigen, darf der Notfallplan zum Einsatz kommen.

11. Verabschiedung üben:

Alle Eltern, die die „Dramen“ vor dem Schultor kennen, wissen aus eigener Erfahrung: Je länger der Verabschiedungsprozess dauert, desto größer wird die Angst. Übt gemeinsam die Verabschiedung und stellt dabei Regeln auf. Jeder darf seine Erwartungen und Wünsche für eine angenehme Verabschiedung einbringen. Der Fokus kann sich so auf die Abfolge des Prozesses legen und nicht mehr auf die Angst.


12. Freunde einbeziehen:

Unterstütze dein Kind, in dem es weitere Beziehungen innerhalb der Klasse aufbaut. So hat es bei der Verabschiedung einen Freund oder eine Freundin als Anker. Vielen Kinder hilft es, wenn diese Freunde bereits auf den Schulweg als Stütze dabei sind.


13. Experteninterviews führen: Animiere dein Kind innerhalb des Familien- und Freundeskreis Experteninterviews zu führen. Womöglich hatte nämlich Opa früher auch Trennungsangst und er hat den ultimativen Tipp! Oder die Tante, die von ihren Erfahrungen berichtet und aufzeigen kann, was geholfen hat. So erlebt das Kind, dass es nicht alleine mit der Angst ist. Diese Tipps wirken unendlich kraftvoll.


14. Schenke Deinem Kind Zugang zum Thema durch kindgerechte Bücher, Podcasts etc.

Es darf sich selbst besser verstehen lernen.





Du entscheidest natürlich selbst wen und was du als Hilfestellung bei dem Thema heranziehst. Vielleicht hast DU das Gefühl, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt ist, um ganz "groß" aufzufahren. ​Ist die Angst jedoch sehr stark ausgeprägt, rate ich Dir nicht allzu lange zu warten. Ohne schwarz malen zu wollen, sei Dir aber gesagt, dass Trennungsangsterkrankungen und Schulphobie nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Je früher Du professionelle Hilfe annimmst, desto besser und schneller kann geholfen werden.


Deine Vivienne


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